Die drei Ritter des Königs

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TheTorn
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Die drei Ritter des Königs

Beitrag von TheTorn »

Es war einmal ein König, der gegen seine Nachbarn einen sehr langen Krieg führte. Nach vielen Jahren des Kämpfen mussten die Könige der drei angrenzenden Reiche kapitulieren und ins Exil gehen. Der König hatte nun ein gewaltiges Reich und machte sich Sorgen um die Verteidigung der Grenzen. So ließt er drei seiner Ritter zu sich kommen, die sich im Krieg besonders hervorgetan hatten. Ihre Namen waren Brava, Chiva und Guil. Brava war groß, kräftig und galt als einer der besten Läufer im gesamten Reich. Viele Male während des Krieges hatte er sich an forderster Front mitten in das Schlachtgetümmel gestürzt und dem Feind nachgesetzt, wenn immer er konnte. Dennoch war er Chiva an Stärke unterlegen, der ihn immer noch gut um eine Kopflänge überragte. Chiva war in der Tat ein Riese, der seine Gegner schon allein mit seinem Aussehen in die Flucht schlug, allerdings war nicht so wendig auf den Beinen wie Brava und wartete lieber, bis die Feinde zu ihm kamen, statt ihnen nachzustellen. Vergleichen mit diesen beiden wahrlich beeindruckenden Gestalten war Guil eher ein Schwächling und der König hatte lange überlegt, ob er ihn einladen sollte. Doch was Guil an Stärke fehlte, machte er auf dem Schlachtfeld durch taktisches Geschick wieder wett, was ihm mindestens ebenso viele Siege eingetragen hatte wie Brava und Chiva.

Der König erklärte den drei Rittern, dass er sie aufgrund ihrer überragenden Leistungen im Kampf dazu ausersehen hatte, die drei Schlösser der eroberten Königreiche zu übernehmen und die Verteidigung der neuen Landesgrenze zu organisieren. Brava und Chiva waren sofort begeistert von dieser unglaublichen Belohnung und das große Vertrauen, das der König in sie setzte. Guil wirkte jedoch etwas zurückhaltend. Er fragte den König:
"Ist ein großer Feldherr auch zugleich ein großer Landesfürst und Schlossherr?"
Der König war etwas erzürnt darüber, dass sich einer seiner Ritter so undankbar zeigte und seine Entscheidung so offen in Frage stellte. Doch er dachte darüber nach und musste einsehen, dass Guil durchaus nicht gänzlich unrecht hatte. Wenn er an die vielen Entscheidungen dachte, die Gesetze und Finanzen betreffend, so waren zum Regieren einer Region durchaus auch andere Qualitäten gefragt als nur Kampfgeschick.
"Die Verteidigung der Grenzen hat Priorität. Eine solche Aufgabe kann nur jemanden übertragen werden, der sich im Kampf versteht und dem ich vertrauen kann", antwortete der König schließlich. "Für alles andere werde ich euch Berater zur Seite stellen."
Guil akzeptierte dies und erklärte, dass es ihm eine Ehre sei, diese Aufgabe für seinen König zu übernehmen.

Brava bekam das Schloss in den weiten Ebenen im Süden zugesprochen. Das Land war flach und fruchtbar und der König war überzeugt, dass sein Volk nie würde Hunger leiden müssen, solange diese Region in seinem Besitzt war - einer der Gründe, warum er mit diesem Königreich Krieg geführt hatte. Chiva bekam das Schloss in den Bergen westlich davon. Das Land war reich an Bodenschätzen und die Bewohner waren in der Schmiedekunst bewandert, so dass es nie mehr ein Mangel an Arbeitsgerät und Waffen geben würde - einer der Gründe, warum er mit diesem Königreich Krieg geführt hatte. Guil erhielt das Schloss in der unwirtlichen Region dawischen. Dieses Land war schon immer arm gewesen und der einzige Grund, warum der König mit ihm Krieg geführt hatte, war, dass es nun mal auf dem Weg zu den anderen beiden Reichen lag.

Die drei Ritter machten sich sogleich auf den Weg zu ihren neuen Schlössern und begannen gleich nach ihrer Ankunft mit ihrer Arbeit. Brava war schon immer der Ansicht gewesen, dass Angriff die beste Verteidigung sei und das ihm zugesprochene Land war geradezu ideal dafür geeignet. Er begann damit Reiter auszubilden und die Pferdezucht straff zu organisieren.

Chiva war ebenfalls sehr zufrieden mit seinem neuen Wohnsitz. Das Schloss befand sich auf einem Hügel und ließ sich von allen Seiten her gut verteidigen. Er organisierte die Eisenproduktion, ließ viele Waffen bauen und bildete Bogenschützen aus. Zudem ordnete er an, die Mauern des Schlosses zu verstärken und entlang der Grenze Zittadellen zu bauen.
Im Vergleich dazu hatte Guil einen sehr schweren Start. Das Land war arm, die Bewohner widerwillig und das Schloss nach den Kämpfen in einem bemerkenswert schlechten Zustand. Es kostete ihn lange Zeit überhaupt erst mal wieder Ordnung herzustellen, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, wie sich das Land am besten verteidigen ließe. Dabei erwies er sich allerdings als ein bemerkenswert geschickter Politiker. Es gelang ihm die Wirtschaft in Gang zu bringen und das Handwerk erblühte. Er ließ seine Bauern mit neuen Anbaumethoden experimentieren und die Erträge wuchsen.

Einige Jahre später machte sich der König schließlich auf die lange Reise durch sein Land, um die Arbeit seiner Ritter zu begutachten. Als erstes besuchte er Brava in dessen Schloss. Dieser hatte im Laufe der Jahre eine beachtliche Kavallerie aufgebaut, die schnell und hart zuschlagen konnte, wo auch immer ihr Einsatz erforderlich war. Der König ließ sich mehrere Manöver zeigen und war mit der Arbeit des Ritters mehr als zufrieden. Nie zuvor hatte er eine so bewegliche und gefährliche Armee gesehen.

Zufrieden setzte er seine Reise fort und besuchte Chiva. Das Schloss war inzwischen kaum noch wieder zuerkennen. Die Mauern waren dick und überall gab es Schießscharten und Katapulte. Der König erkannte sofort, dass sein Schloss wie dieses praktisch uneinnehmbar war. Voller Stolz zeigte Chiva ihm die vielen Verteidigungslinien, die er ersonnen hatte und ritt mit ihm schließlich zur Grenze, wo sich Zitadelle an Zitadelle reihte, jede davon in Reichweite der Bogenschützen und Katapulte. Ein Eindringen in das Land durch diese Linien war fast ausgeschlossen oder nur unter größten Verlusten möglich gewesen.

Ebenfalls zufrieden machte sich der König auf den Rückweg durch das Land seines dritten Ritters. Das erste was ihm auffiel waren die Bauernhöfe. Er hatte kleine, windschiefe Hütten in Erinnerung, deren Bewohner ein ziemlich trostloses Dasein fristeten. Neugierig geworden besuchte der Guils Schloss. Dieser war nur zu gerne bereit ihn durch die Dörfer zu führen, wo ihm die Handwerker und Tüftler erklärten, wie diese Maschinen funktionierten und wie sie sich noch weiter verbessern ließen. An das ehemals arme Land schienen sich nur noch einige unbewohnte Ruinen zu erinnern. Und mehr noch, die Guil schien bei den Bewohner weit beliebter zu sein, als es der frühere König je gewesen war.

Als der König dann aber schließlich nach den Maßnahmen fragte, die er zur Verteidigung des Landes unternommen habe, wirkte Guil etwas unsicher. Er erklärte dem König, dass er sich zunächst darauf konzentriert hatte, die Wirtschaft in Gang zu bringen, denn nur eine starke Wirtschaft könne auch eine starke Armee hervorbringen. Er gedenke aber schon im nächsten Monat eine allgemeine Wehrpflicht zu erlassen und mit der Ausbildung der Soldaten zu beginnen. Der König war alles andere als zufrieden damit. In Anbetracht der vielen Neuerungen, die Guil ebenfalls an dem Schloss hatte durchführen lassen, kam der König zu dem Schluss, dass sein Ritter wohl eher daran gelegen war, ein angenehmes Leben zu führen, statt sich ganzen Herzens seiner Aufgabe zu widmen.

Als der König dann schließlich zu seinem eigenen Schloss zurückkehrte, war er schon drauf und dran, Guil seines Amtes entheben zu lassen. Doch er hatte gesehen, wie sehr er von den Bewohnern der Region bewundert wurde, es würde bestimmt zu Aufständen kommen. Und alles in allem wurde er seiner Aufgabe als Landesfürst ja mit beachtlichem Erfolg gerecht. Von den vielen Erfindungen, die er gesehen hatte, würden sicherlich auch die anderen Regionen profitieren können. Und letztlich waren es ja Brava und Chiva, die die bedrohten Grenzen zu bewachen hatten. Guils Land konnte allenfalls als zweite Verteidigungslinie angesehen werden, die - nach dem Eindruck den er bei den ersten beiden Rittern gewonnen hatte - wohl ohnehin nie gebraucht werden würde. Und so entschied der Guil auf seinem Posten zu belassen, wenn auch unter schärferer Beobachtung als bisher.

Wie versprochen begann Guil einige Monate später damit, in seinem Land eine einfache Miliz aufzubauen, die - obgleich grundsolide - im unmittelbaren Vergleich zu Bravas Armee und Chivas Befestigungen geradezu lächerlich wirkte. Dennoch gab sich der König damit zufrieden, das der Ritter zumindest den Anschein wahrte, er würde seiner Aufgabe mit vollem Eifer nachkommen.

Kurze Zeit später trafen beunruhigende Neuigkeiten aus den Ländern im Süden ein. Die drei im Exil lebenden Könige hatten sich zusammengetan und viele Allianzen geschmiedet. Offenbar machten sie sich daran, ihr verlorenes Land zurückerobern zu wollen. Der König machte sich zwar keine all zu großen Sorgen, doch er machte sich auch Gedanken über die langfristige Sicherung seines Landes. Brava und Chiva würden nicht ewig so jung und vital sein und es wäre ein großer Verlust gewesen, wenn ihr Wissen mit ihnen verloren gegangen wäre.

So entschied der König eine Kreigsakademie zu gründen in der junge Ritter zu Feldherren ausgebildet werden sollten. Die besten eines Jahrgangs sollten anschließend für jeweils ein Jahr zu Brava und Chiva in die Grenzregionen geschickt werden. Durch Boten ließen Brava und Chiva ausrichten, dass sie dies als eine ganz ausgezeichnete Idee hielten und sie es als eine große Ehre erachteten, ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben zu dürfen. Sie fragte nicht danach, warum Guil nicht ebenfalls in die Ausbildung der Akademie mit einbezogen wurde. Und das war auch gut so, denn der König wusste nicht, ob er die richtigen Worte gefunden hätte. In seinen Augen war Guil nun her ein Staatsmann als ein Feldherr bei dem es sich lohnte in Lehre zu gehen.

Einige Jahre des Friedens vergingen. Brava baute seine Arme aus, Chiva vervollkommnte seine Befestigungen und Guil schien sich hauptsächlich um seine Wirtschaft zu kümmern, die beachtliche Gewinne erbrachte und damit indirekt über die Steuereinnahmen auch der Verteidigung des Landes zugute kam. Auch wenn Guil nicht ganz im ursprünglichen Sinne des Königs handelte, so war er doch ein wertvoller Vasal und der König dachte bereits darüber nach ebenfalls eine Handelsakademie ins Leben zu rufen, deren Schüler schließlich bei Guil in die Lehre gehen sollten.

Doch die drei Könige im Exil verhinderten dies. Sie hatten eine gewaltige Armee aufgebaut und bedrohten die Grenzen im Süden. Es stand außer Frage, dass es Krieg geben würde. Aber sowohl Brava als auch Chiva zeigten sich zuversichtlich, dieser Bedrohung gewachsen zu sein.

Und so kam es, dass die Armee der drei nunmehr alliierten Könige in Bravas Land einmarschierte. Brava setzte natürlich sofort seine Reiterschar los führte schnelle Attacken gegen den Feind und zog sich zurück, bevor er sich neu formieren konnte, um eine ernsthafte Bedrohung gegen die Reiter darzustellen. Der Gegener kam nur schwer voran und wurde nach und nach aufgerieben. Doch einer der drei Könige hatte schnell Bravas Schwäche durchschaut. Er sandte seine eigene - natürlich viel kleinere und schlechter ausgerüstete - Reiterschar los, um Bravas Schloss hinterrücks anzugreifen. Da die meisten Soldaten zu Pferde saßen, war Bravas Schloss nur dürftig bewacht und die Reiter konnten es ohne große Verluste einnehmen. Als die Nachricht bekannt wurde, dass Bravas Schloss gefallen war, igelten sich die Soldaten ein und boten so keinen Angriffspunkt für Bravas Reiter.

Natürlich konnte sich Brava noch immer frei auf seinem Land bewegen, aber ein Großteil seines Nachschubs befand sich innerhalb seines Schlosses und war inzwischen von den Angreifern in Brand gesteckt worden, so dass nicht einmal eine Rückeroberung seine Lage geändert hätte. Er musste seine Reiter aufteilen, um Heu für die Pferde bei den verstreut liegenden Höfen zu organisieren. Woraufhin der Feind sogleich vorrückte und versuchte anzugreifen. Es kam zu einigen erbitterten Kämpfen. Viele der entsandten Reiter kamen nicht mehr zurück, weil sie entweder in eine Falle gelockt wurden oder in Anbetracht der Gefahr einfach desertierten. Bei einem der letzten Gefechte wurde Brava verwundet und gefangen genommen, woraufhin die Reiterarmee fast gänzlich zerbrach.

Insgesamt hatten die drei alliierten Könige nicht einmal einen Monat benötigt, um Bravas scheinbar unbesiegbare Streitmacht in alle Winde zu zerschlagen. Sie ruhten sich nicht all zu lange auf ihrem Erfolg aus, sondern marschierten gleich weiter in Chivas Land. Die Zitadellen an der Grenze erwiesen sich als gänzlich unnütz, da Chiva sie natürlich nur entlang der äußeren Grenze hatte erbauen lassen, nicht aber entlang der Grenze zu Bravas Region. Viele der Bogenschützen konnten ihre Zitadellen nicht mehr rechtzeitig verlassen, um sich in das Schloss zurückzuziehen, da sie zu langsam waren. Doch auch so erwies sich Chivas Schloss als eine Festung, die der heranrückenden Armee mehr als gewachsen war. Doch anstatt anzugreifen richteten sich die alliierten Könige auf eine längere Belagerung ein und blieben stets außer Reichweite der Bogenschützen und Katapulte. Mehre Monate vergingen, doch schließlich gingen die Nahrungsvorräte in der Festung zur Neige und Chiva musste sich ergeben und wurde ebenfalls gefangen genommen.

Als der König von diesen Nachrichten aus der Grenzregion hörte, geriet er in Panik. Er ortnete sogleich an, dass sich alle verbleibenden Streitkräfte innerhalb des Kernlandes - seinem ursprünglichen Reich vor dem Krieg - versammeln sollen, um die Verteidigung des Landes zu organisieren. Selbst Guil entsandte ihm drei Legionen seiner Miliz, erbat aber mit einer verbleibenden Legion die Verteidigung seiner Region zu versuchen. Dies konnte natürlich nur zum Scheitern verurteilt sein und lediglich als eine hilflose Geste angesehen werden. Doch der König sah ein, dass Guil sich mit den Bewohnern seiner Region eng verbunden fühlte und vermutlich lieber bei einem sinnlosen Verteidigungsversuch sterben würde, als sich dem Verdacht auszusetzen, er würde im Angesicht der Gefahr fliehen. Der König erkannte, dass er die Ehre seines Ritter falsch eingeschätzt hatte und bewilligte ihm seinen Wunsch. Eine einzige Legion einer Miliz würde kaum Kriegsentscheidend sein.

Offenbar hatten sich die drei Könige - vermutlich als eine Bedingung der Allianz - darauf verständigt, zunächst alle ehemaligen Reiche zurück zu erobern. So versuchten sie als nächstes in Guils Land weiter zu ziehen, anstatt die unbedeutende Region einfach zu umgehen und sich gleich mit dem verhassten König zu konfrontieren. Sie mussten ihre Armee über einen engen Pass führen, bei dem Guil bereits auf sie wartete. Die Kämpfe waren hart und blutig, aber der durch die günstige Lage gelang es der Miliz die Armee des Feindes aufzuhalten.

Als der König davon erfuhr, dass es Guil mit nur einer Legion gelungen war, eine derartige Übermacht zum Stillstand zu bringen, konnte er nur noch stauen. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie sehr er das Kriegsgeschick seines Ritters unterschätzt hatte und er schämte sich, je darüber nachgedacht zu haben, ihn seines Postens zu entheben.

Tatsächlich gelang es Guil, die Armee an dem Pass für fast einen Monat aufzuhalten. Bis die Angreifer schließlich aufgaben und sich dazu entschlossen, das Gebirge zu umgehen, was ebenfalls einige Wochen in Anspruch nahm. Der König entsandte einen Boten, um Guil zu diesem großartigen Sieg zu gratulieren, der ihnen so viel Zeit eingebracht habe, sich für die Verteidigung zu formieren. Ferner, dass es nun mehr als ehrenhaft sie, sich zurückzuziehen, um als oberster Feldherr zusammen mit seinem König den Gegenangriff zu planen. Doch der Bote kehrte nach einigen Tagen zurück und erklärte, es ginge das Gerücht, Guil wäre bei den Kämpfen verletzt worden und seinen Wunden erlegen. Der König befahl eine Schweigeminute für den nächsten Tag, es war eine schwache Geste, doch mehr ließ sich im Angesicht des Krieges nicht erübrigen.

Bei der Umquerung des Gebirges traf die Armee der Angreifer auf keinen nennenswerten Widerstand. Zwar versuchten vereinzelt einige Milizionäre anzugreifen, doch sie wurden schnell in die Flucht geschlagen. Die alliierten Könige hörten ebenfalls von Guils Tot und kamen zu dem Schluss, dass zusammen mit ihrem Anführer wohl auch ihr Kampfeswille gestorben war. Und so marschierte die Armee praktisch ungehindert in Guils Land ein. Der ehemalige König dieser Region staunte nicht schlecht im Angesicht der Veränderungen, und überall wo man ihn zu Gesicht bekam, waren die Menschen alles andere als begeistert, wieder unter seiner Regentschaft zu stehen.

Als der König schließlich das Schloss sah, dass nun wieder ihm gehören sollte, konnte er seinen Augen kaum trauen. Seine einst so karge Burg hatte sich wahrlich in einen Palast verwandelt. Es mochte zwar bei weitem nicht so wehrhaft sein wie Chivas doch die anderen beiden Könige erblassten geradezu vor Neid bei dieser Kriegsbeute. Um die Allianz nicht zu gefährden, lud der frühere König seine Alliierten dazu ein, sich für einige Tage hier zu entspannen, bevor sie erneut in den Krieg ziehen mussten, um mit ihrem alten Widersacher endgültig abzurechnen. In Anbetracht der vielen Strapazen der letzten Monate waren die anderen beiden König nur zu gerne bereit, diesen Vorschlag anzunehmen.

Es stellte sich heraus, dass Guil ihm auch einen Koch mit hervorragendem Ruf hinterlassen hatte. So ordnete der König an, dass ein Festmahl für ihn und seine zwei Alliierten angerichtet werden sollte. Natürlich unter strenger Bewachung und mit Vorkostern, den in den Augen des Kochs konnte der König nur all zu deutlich erkennen, dass dieser ihn nur zu gerne vergiftet oder mit einem seiner großen Messer attackiert hätte.

Bei dem ganz hervorragenden Abendessen, stand der König dann auf und erhob sein Glas:
"Ich möchte mein Glas auf Guil erheben. Einem wahrlich fruchteinflößenden Feldherrn und einem noch besseren Verwalter des Landes. Wer könnte nicht davon träumen jemanden wie ihn in seinen Diensten zu haben?"
"Ihr sollte die Leiche eines Mannes sehen bevor Ihr auf ihn trinkt!" verkündete Guil vom anderen Ende des Tisches.
Zu den vielen Änderungen, die Guil an dem Schloss hatte durchführen lassen, gehörten auch zahllos hervorragend getarnte Geheimgänge, deren Türen sich praktisch lautlos öffnen und schließen ließen. So hatte er den Speisesaal zusammen mit einer kleinen Gruppe handverlesener Soldaten unbemerkt betreten können. Das Gerücht seinen Todes hatte er selbst in die Welt gesetzt, um seine Gegner in Sicherheit zu wiegen.

Der Kampf war kurz und blutig. Die drei Könige waren gänzlich unvorbereitet und hatten jeweils nur eine Wache mit sich in den Speisesaal gebracht. Mit seinen Soldaten strecke Guil sie schnell nieder bevor sie Alarm auslösen konnten. Schnell wurden zwei der Könige und ihre Wachen den den Geheimgang getragen, aus dem sie gekommen waren. Guil zog sich die Uniform der verbleibenden Wache an, bevor man sie ebenfalls im Geheimgang versteckt. Verkleidet wie er war rannte Guil durch die Gäng zu den Quartieren der Generäle, des toten König, der noch im Spiesesaal lag.
"Unser König ist tot! Unser König ist tot!" rief er verzweifelt. "Die anderen beiden Könige haben sich gegen uns verschworen und in von ihren Wachen niederstrecken lassen. Ich könnte es nicht verhindern. Sie wollten auch mich töten, aber ich konnte gerade noch fliehen, um euch zu warnen."
Die Generäle konnten dies nicht glauben, doch als sie den Spiesesaal betraten und ihren König tot am Boden liegen sahen, waren sie mehr als überzeugt. Guil wurden viele Fragen gestellt, aber er konnte eine mehr als glaubwürdige Geschichte präsentieren. Als die Generäle dann schließlich anfingen, darüber zu beraten, wie sie ihren König rächen könnten, stahl er sich davon.

Er schlich zu einem anderen Spiesesaal, der genauso aussah wie der andere. Seine Soldaten hatten die Zeit genutzt, um einen der anderen Könige dort so zu platzieren als wäre er beim Essen niedergestreckt worden. Natürlich war auch der Koch eingeweiht gewesen und hatte dieselben Speisen mehrmals hergerichtet, so dass die Täuschung perfekt war.

Guil zog sich die Rüstung der anderen Wache an und rannte zu den Quartieren der anderen Generäle.
"Unser König ist tot! Unser König ist tot!" rief er verzweifelt. "Die anderen beiden Könige haben sich gegen uns verschworen und in von ihren Wachen niederstrecken lassen. Ich könnte es nicht verhindern. Sie wollten auch mich töten, aber ich konnte gerade noch fliehen, um euch zu warnen" rief er erneut und beim zweiten Mal klang es fast schon glaubwürdiger. Wieder musste er die Generäle in den Spiesesaal führen, um sie zu überzeugen. Wieder wurden ihm viele Fragen gestellt und wieder konnte er sich am Ende heimlich davonstehlen.

Vermutlich hätte er diese Farce noch ein weiteres Mal gespielt, doch die Generäle des dritten Königs waren von dem Lärm aufgeschreckt worden und hatten gleich nach ihrem König sehen wollen. Eine der Mägde - die, wie fast alle Bediensteten eingeweiht und Guil treu ergeben war - hatte sie bereits in den dritten Spiesesaal geführt, wo sie ihren toten König neben seiner toten Wache vorfanden. Guil versteckte sich daraufhin in den Geheimgängen bei seinen Soldaten und wartete.

Die Generäle kamen zusammen, Anschuldigungen wurden ausgetauscht, keiner glaubte dem anderen und allgemeiner Alarm wurde ausgelößt. Viele Soldaten konnten nicht glauben, dass ihre ehemaligen Alliierten nun plötzlich ihre Feinde sein sollten. Vermutlich hätten die Generäle die Täuschung früher oder später durchschaut, aber Guil ließ es nicht dazu kommen. Er wartete einen günstigen Augenblick ab und stürmte den Raum in dem sich den Generäle versammelt hatten.

Dieser Kampf war deutlich heftiger und schwerer als der zuvor. Aber Guil hatte seine Begleiter sehr sorgsam ausgewählt, jeder von ihnen konnte mit Schwert und Bogen gleichermaßen gut umgehen und jeder von ihnen war mehr als bereit für ihre Sache zu streben. Viele der Generäle und ihre Adjutanten hatten hingegen schon seit vielen Jahren nicht mehr von ihrem Schwert Gebrauch machen müssen, sie leisteten weit weniger Widerstand, als die wenigen Wachen.

Viele Soldaten waren von dem Kampfgetümmel aufgeschreckt worden, als sich schließlich endlich jemand traute in den Raum zu stürmen fanden all ihre Generäle, die sich scheinbar alle gegenseitig zur Strecke gebracht hatten. Ein kluger Mann hätte sich davon gewiss nicht täuschen lassen, denn Guils Soldaten hatten kaum ausreichend Zeit gehabt, die Leichen sorgsam zu platzieren und sämtliche Beweise zu verwischen. Aber glücklicherweise waren nur weniger der feindlichen Soldaten kluge Männer und bevor irgendwer Zeit dazu hatte, über das Gesehene nachzudenken brach bereits das Chaos aus. Die ehemaligen Alliierten bekämpften sich. Meist Mann gegen Mann teils auch in kleineren Gruppen organisiert.

Guil nutzte das Durcheinander, um durch die Geheimgänge in den Kerker seines Schlosses zu gelange, wohin man Brava und Chiva in Ketten gelegt hatte. Die drei Könige waren einerseits nicht gewillt gewesen, die beiden großen Ritter einfach hinrichten zu lassen. Mehr als einmal in der Geschichte hatte ein Ritter seinen Herrn gewechselt und Brava und Chiva waren zu wertvoll, um einfach geopfert zu werden. Anderseits hatten sie nicht gewagt, sie einfach zurückzulassen, aus Furcht, sie könnten fliehen und erneut Widerstand organisieren.
"Seid gegrüßt, werte Kollegen", verkündete Guil von der Zellentür aus. "Ich bin geneigt euch zu befreien, weil ich Männer euren Schlages jetzt gut gebrauchen kann. Doch wenn ich das tue werdet ihr meinen Befehlen aufs Wort gehorchen müssen. Also: Wollt ihr den Rest dieses Krieges hier im Kerker verbringen oder als meine Soldaten an einem großen Sieg teilhaben?"
Brava und Chiva verfluchten ihn, nannten ihn unverschämt, einen treulosen Gesellen und noch vieles mehr. Aber letztlich brachte Guil sie dazu ihm bei ihrer Ritterehre zu schwören, all seinen Anweisungen Folge zu leisen. Daraufhin befreite Guil die beiden Ritter und sie schlichen aus dem Schloss.

Über verborgene Gassen erreichten sie die Kirche von wo aus sie das Geschehen gut überblicken konnte. Brava wollte natürlich sofort ins Kampfgeschehen eingreifen, aber Guil ordnete an, dass sie noch warten mussten. Als er schließlich Anzeichen dafür erkannte, dass sich die Soldaten zu organisieren begannen - wenn auch um sich gegenseitig anzugreifen - ordnete er an, dass die Glocke zu leuten.

Dies war das Signal für seine Miliz aus ihren Verstecken zu kommen. Da es ganz normale Bürger waren, war es nicht schwer gewesen, die ganze Legion in der Stadt untertauchen zu lassen. Jetzt kam sie alle aus ihren Häusern. Schnell begann Guil Gruppen einzuteilen und besprach einfache Taktiken. Er überließ Brava eine schnelle Truppe, mit er die Feinde vor sich hertreiben sollte, direkt in die Arme von Chivas Gruppe mit den schweren Waffen. Guil selbst versucht immer vor Ort zu sein, um Chaos zu stiften und den Gegner noch mehr in Verwirren zu stürzen. Die Kämpfe dauerten die Ganze Nacht bis in den nächsten Morgen hinein. Ein paar mal wurde es sehr eng, denn trotz der allgemeinen Verwirrung und des Überraschungsmoments hatten sie es noch immer mit einer schrecklichen Übermacht zu tun. Aber letztlich flohen die Soldaten in alle Himmelsrichtungen, und die meisten wussten nicht einmal mehr für wen und gegen wen sie nun eigentlich gekämpft hatten.

Als der König diese Nachricht hörte, glaubte er zunächst an einen Trick des Feindes, denn es klang einfach unglaublich. Eine Armee, die Bravas Kavallerie geschlagen und Chivas Befestigung zu Fall gebracht hatte, sollte von einer einzigen Legion besiegt worden sein. In den letzten Wochen mochte sein Respekt vor Guil gewachsen sein, doch dies war eine Tat, die kein Ritter je hätte zustande bringen können.

Doch als er schließlich mit seinen eigenen Armee vorrückte und alle Berichte bestätigt sah konnte er nicht umhin, es zu glauben. Als er dann schließlich das Schloss erreicht und seine drei Ritter noch mitten in der ausgelassenen Siegesfeier fand, sank der auf die Knie und verneigte sich tief vor Guil.
"Verzeiht mir, dass ich je an euch gezweifelt habe", sagte er aus tiefsten Herzen. "Ihr seid wahrlich der größte Feldherr dieser Welt."
Guil fühlte sich alles andere als wohl dabei, seinen König vor sich auf den Knien zu sehen.
"Ich hatte so viele, die mir geholfen haben, und so viel mehr, auf deren uneingeschränkte Treue ich mich verlassen musste. Und so vieles hätte schiefgehen können. Dieser Sieg steht mir kaum allein zu."
"Würdet ihr von nun an die Kriegsakademie für mich leiten, so dass die nächste Generation von euch lernen kann", sagte der König schließlich nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.
"Aber nein ..."
"Was verlangt ihr dafür?" unterbrach der König sofort. "Ich wäre bereit alles dafür zu geben, sogar meine Krone, wenn ihr sie verlangt. Vermutlich wärt ihr ohnehin ein besserer König als ich es jemals sein werde."
"Allein dieses Angebot straft euch Lügen, denn ich weiß nicht, ob ich ebenfalls dazu bereit wäre", sagte Guil ernst. "Was ich aber sagen wollte: Die Akademie zu leiten wäre ein Fehler, da ich mein Wissen nicht lehren kann. All dies wäre nicht durchführbar gewesen, wenn man es in einem Lehrbuch hätte lesen können. Intuition, Improvisation, List und Glück - ich will nicht verneinen, dass ich auch davon viel gebraucht habe - kann man nicht lernen oder lehren. Genauso gibt es Regel dafür, wie man das Vertrauen anderer erwerben kann. All dies kann man nur finden und die einzige Lehre dich ich anzubieten habe, ist danach zu suchen und nicht die Augen zu verschließen."
"I am a bearer," he sang. "I am a dwelling, I am a messenger ..."
"You are an idiot," Molly Grue said fiercely. "Do you hear me?" You're a magician, all right, but you're a stupid magician."